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In Wildwood Vico Morcote

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Eine Gartenterrasse hoch über dem Luganer See. Spazieren im Garten im Wald. Herbstblätter fallen. Baumstrünke zerfallen. Die einen, echten, im Schneckentempo seit 12’000 Jahren. Die anderen, künstlichen, innert einer halben Gartensaison. Natur und Kultur lösen sich ineinander, in und mit der Zeit auf. Wo sonst Architekturausstellungen im Haus stattfinden, wird für einmal der Garten zum Installations- und Interpretationsraum.

Die Installation spielt mit dem verwunschenen Tessiner Garten als Projektionsfläche von Sehnsüchten und Klischees, mit der erstaunlich universellen Botschaft des Bildes abgesägter Baumstrünke. Natur, wild, verherrlicht, gezähmt, in die Umgebung der Villa verpflanzt, trifft auf den Garten, domestiziert, vergänglich, verwildert.

Blätter zittern leise hörbar im zarten Stangenwald aus zweijährigen Pappeln, noch nicht Wald, nicht mehr Garten, wäre da nicht die Umfriedung, die das Grün in ihrem Innern per definitionem zum Garten macht. Zwischen den Stämmchen liegen archaisch die Baumstrünke. Tausende Jahre haben sie in einer Lehmgrube in Zürich überdauert, ehe sie bei einem Bauaushub ans Tageslicht und zurück in den aeroben Verfallsprozess traten. Betonabgüsse ähnlicher Strünke stehen heute als Tische und Bänke auf der Rütliwiese. Als handgemachte Artefakte aus Pappmaché tauchen sie im Villengarten wieder auf. Auf die Schnittflächen sind Bilder von Landschaftsarchitektur-Projekten appliziert.

Lebendige und im Moment der Aufnahme eingefrorene, konkrete und abstrahierte Naturbilder stehen sich haptisch gegenüber. Eine Lasur dehnt den Zerfallsprozess der Pappmachéstrünke über die Dauer der Ausstellung aus. Der Ausgang des Prozesses ist offen.

Landschaftsarchitektur ist das Bauen des Vergänglichen. Natur, ihre Wahrnehmung und Interpretation ist ihr Gegenstand. Die Installation sucht neue Standpunkte. Sie sind das Einzige, was von der Ausstellung bleibt und in Momentaufnahmen vom Wandel und Zerfall dokumentiert wird.

Ort: i2a, istituto internazionale di architettura, Portich da Sura 18, Vico Morcote, Schweiz
Zeitspanne: Oktober 2013–Mai 2014
Landschaftsarchitektur: Studio Vulkan
Fotografie: Studio Vulkan, Daniela Valentini

Walking in the garden, in the woods

Landscape Architecture can be described as transient building. It is focused
on nature, its perception and interpretation. The installation seeks new perspectives.
They are all that remains of the exhibition, documented as snapshots of change and decay.

 Oben: Baumstrunk Kiefer Unten: Zitterpappeln

Baumstrünke Pappmaché

„ Unkommentiert stehen sich unterschiedlichste Erscheinungsbilder der Natur gegenüber.
Erzeugen atmosphärisch eigenständige Bilder. Zwischen den Bildern spannt sich der Interpretationsraum auf.“

Robin Winogrond

„ There is something in the nature of nature, in its presentness, its seeming transience, its creative ferment and hidden potential, that corresponds very closely with the wild, or green man, in our psyches; and it is a something that disappears as as it relegated (…) a status of merely classifiable thing.“

John Fowles

„Das Leben in der Wildnis bedeutet nicht nur in der Sonne sitzen und Beeren essen.
Ich sehe es viel eher als eine «Tiefenökologie», die Zugang zur dunklen Seite der Natur hat –
und das Gewölle aus zerschlagenen Knochen im Dreck, die Federn im Schnee, die Geschichten
von unstillbarem Hunger. Wilde Systeme stehen in einem herausgehobenen Sinn über der Kritik,
aber man kann sie auch für irrational, muffig, schimmlig, grausam, parasitär halten.“

Gary Snyder